Was bedeutet Titel Recht?
Rechtlich ist ein Titel ein gerichtliches Dokument, das seinem Inhaber einen Anspruch sichert. Das klingt sehr schön krude und sagt genaugenommen nur eingefleischten Experten in Sachen Jura oder Forderungsmanagement etwas. Was mit Titel Recht gemeint ist, was der Titel bedeutet, und warum es lohnt, sich die vermeintlich trockene Materie einzulesen, erklären wir in diesem Blogbeitrag.
Zur besseren Verortung: Titel spielen im professionellen Forderungsmanagement eine Rolle, wenn Forderungssachen das gerichtliche Mahnverfahren durchlaufen haben und der Schuldner nicht bezahlt hat. Mit dem Vollstreckungsbescheid – dem zweiten Teil im gerichtlichen Mahnverfahren (Teil 1 ist der Mahnbescheid) – ist der Titel erwirkt. Genauer: der Vollstreckungsbescheid selbst ist der Titel.
Titulierung
In der Titel-Recht-Fachsprache nennt sich die Absicherung einer Forderung via Titel auch Titulierung. Das bedeutet nichts anderes, als dass für eine Forderungssache ein Titel erwirkt ist. Und „Titel“ gibt es gleich mehrere, denn die Klassifikation „Titel“ ist ein feststehender Rechtsbegriff und ein Status, der sich gleich einer ganzen Reihe von gerichtlichen Dokumenten überstülpen lässt:
- Urteil
- gerichtlicher Vergleich
- Kostenfestsetzungsbeschluss
- Vollstreckungsbescheid
Diese vier sind die weitaus häufigsten Titel Varianten, die im Forderungsmanagement vorkommen. Und sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind vollstreckbar, und darauf kommt es beim Titel Recht wirklich an. Anders als nicht titulierte Forderungen steht für titulierte Forderungen das gesamte Instrumentarium der Zwangsvollstreckung zur Verfügung.
Vollstreckungsmöglichkeiten
Mit der Titulierung allein ist es indes nicht getan, sie schafft nur die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen, um offene, titulierte Forderungen aus dem Titel zu vollstrecken. Dabei sind die Optionen der Zwangsvollstreckung mit dem klassischen Gerichtsvollzieherauftrag längst nicht ausgeschöpft. Denn in der Zwangsvollstreckung geht es zu allererst darum, die richtige Maßnahme im Einzelfall zu wählen. Das „Arsenal“ gibt hier folgende Zugriffsmöglichkeiten her:
- Lohnpfändung beim Arbeitgeber
- Kontopfändung bei der Bank
- Steuerpfändung beim Finanzamt
- Kautionspfändung beim Vermieter
- Taschenpfändung beim Schuldner zu Hause
- Abnahme einer Vermögensauskunft
- Haftbefehl
All diese Maßnahmen haben einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie klammern den guten Willen des Schuldners komplett aus und greifen direkt auf die Vermögenswerte zu. Jedoch passiert die Titulierung ja nicht einfach, sondern ihr geht eine längere Schuldnerkommunikation voran. Somit wissen Schuldner, was auf die zukommt und hatten zudem zahlreiche Gelegenheiten (im vorgerichtlichen Inkasso und im gerichtlichen Mahnverfahren), sich um die Sache zu kümmern.
Bonitätsmonitoring
Damit Vollstreckungsmaßnahmen nicht ins Leere laufen, braucht es eine kontinuierliche Überwachung schuldnerischer Vermögenswerte. Nur so lassen sich Chancen optimal nutzen, denn Titel sind rechtlich mindestens 30 Jahre gültig und sichern genauso lange Zugriffsmöglichkeiten. Hintergrund des Ganzen: schuldnerische Vermögensverhältnisse verändern sich im Laufe der Zeit. Wer heute Vermögen und Einkünfte unter der Pfändungsgrenze hat, kann sich in 30 Jahren ganz anders entwickeln. Bspw. durch:
- Heirat
- Erbschaft
- Gewinn
- Qualifikation und Karriere
Diese Faktoren und die finanzielle Entwicklung eines Schuldners insgesamt gilt es im Bonitätsmonitoring im Auge zu behalten. So ergeben sich Zugriffsmöglichkeiten, und Titel werden zu realem Geld. Und darum geht es schließlich im Titel Recht.
Fazit
Titel Recht mag einen abstrakten Anschein haben. Tatsächlich bildet es aber die Grundlage für die nachgerichtliche Arbeit an offenen Posten. Es sichert Forderungen ab und sorgt vor allem dafür, dass Gläubiger auf schuldnerische Vermögen zugreifen können. Titel Recht ist Gläubigerrecht.