Titel verkaufen
Titel sichern Forderungen für mindestens 30 Jahre ab. Die Absicherung allein bedeutet aber noch keine explizite Realisierung. Wer ungeduldig wird, dringend Geld braucht oder Bestandstitel abstoßen möchte, hat die Möglichkeit, Titel zu verkaufen. Wie ein Titelverkauf funktioniert, was Titelfactoring bedeutet, welche Alternativen es gibt und wann es überhaupt sinnvoll ist, den Verkauf eines Titels ins Auge zu fassen, zeigen wir in diesem Blogbeitrag.
Titelfactoring
Äquivalent zum normalen Factoring, also dem vorgerichtlichen Verkauf zahlungsgestörter Forderungsangelegenheiten an einen Dienstleister im Forderungsmanagement, geht es im Titelfactoring darum, bereits titulierte Forderungen abzustoßen. Dann erhalten Titelinhaber (Gläubiger) eine anteilige Ausgleichszahlung am Nennwert des Titels. Dafür geht der Titel in den Besitz des Titelfactors über, der die Rechte daran erwirbt und zugleich das Restrisiko eines Forderungsausfalls trägt. Zudem gehen sämtliche Realisierungskosten, die in der Arbeit am Titel anfallen, zulasten den Factors. Dafür fällt Ihm im Erfolgsfall die gesamte titulierte Forderungssumme nebst aller Kosten für die Realisierung nach der Titulierung als Verzugsschaden zu.
Titelfactoring birgt also Vor- und Nachteile. Einerseits bedeutet einen Titel verkaufen schnell an Geld aus diesem Titel zu kommen, andererseits bedeutet es auch auf einen Teil des Nennwertes zu verzichten, der möglicherweise später doch noch realisiert wird. Ein weiterer Punkt: Die Kosten für die Realisierung, bspw. Gerichtskosten für die Beauftragung des Gerichtsvollziehers, gehen nicht mehr zu den eigenen Lasten, sondern werden vom Factor getragen.
Wann lohnt der Titelverkauf?
Gründe für einen Titelverkauf gibt es viele, der häufigste dürfte jedoch die Ungeduld sein. Denn was nicht vergessen werden darf: Bis ein Titel überhaupt erwirkt ist, sind offene Forderungsangelegenheiten bereits einen weiten Weg durch die verschiedenen Instanzen des Forderungsmanagements gegangen: Vom vorgerichtlichen Inkasso über das gerichtliche Mahnverfahren bis in die Titulierung und das schuldnerische Bonitätsmonitoring. Und auch wenn sich die Verjährungsfrist eines Bestandtitels mit jeder neuen Vollstreckungsmaßnahme verlängert: vielen Gläubigern dauert es einfach zu lange. Andere Gründe können akuter Finanzbedarf sein, oder einfach eine Art Ausputz, bei dem alte, möglicherweise vergessene Titel in bares Geld umgetauscht werden solln.
Einen Titel verkaufen lohnt sich also immer dann, wenn entweder das Interesse an der kompletten Realisierung nicht mehr besteht, man die eigene Liquidität kurzfristig verbessern möchte oder ältere Titel kurz vor knapp doch noch etwas einbringen sollen. Wann genau Titelinhaber einen Verkauf ins Auge fassen, hängt entsprechend von der jeweiligen Situation ab und vor allem von der eigenen Erwartungshaltung an den Ausgang einer titulierten Forderungsangelegenheit.
Die Alternative
Alternativ kann es auch eine gute Option sein, Titel zu splitten. Was klingt nach Börse oder Pokertisch klingt, bedeutet im Grunde nur, das Risiko für alle zukünftigen Ausgaben, die für die Realisierung via Vollstreckung entstehen würden, abzugeben. Ein entsprechender Dienstleister wird den Titel dann in die Bearbeitung nehmen und sämtliche Bearbeitungsmaßnahmen aus der eigenen Tasche bezahlen. Im Erfolgsfall bleibt dafür die Hälfte des titulierten Nennwertes als Provision bei ihm. Für Titelgläubiger bedeutet das null Risiko zum halben Preis.
Fazit
Einen Titel verkaufen ist durchaus möglich. Es lohnt aber, über Alternativen nachzudenken und im Vorfeld genau abzuwägen, welchen Effekt ein Titelverkauf erzielen soll. Geht es nur um die Risikonivellierung, ist Splitting sicherlich die bessere Option.