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Inkasso-Forderung-verkaufen01
08/12/2015

Inkasso Forderung verkaufen?

Eine offene Inkasso Forderung verkaufen bedeutet, Vor- und Nachteile des Factorings gegeneinander abzuwiegen. Denn Inkasso und Factoring sind nicht ein und dasselbe, sondern komplett unterschiedliche Konzepte im Forderungsmanagement. In diesem Blogbeitrag zeigen wir, wo die Unterschiede liegen und wann für wen welches Konzept interessant sein kann.

Grundsätzlich gilt: Im Factoring geht es darum eine Inkasso Forderung zu verkaufen, im Inkasso geht es darum, einen offenen Posten im professionellen Forderungsmanagement zu realisieren. Die wichtigsten Unterscheidungsfaktoren zwischen Inkasso und Factoring sind folgende:

  • Höhe der Durchleitungssumme
  • Transparenz im Forderungsmanagement
  • Zeit, bis Geld beim Gläubiger ankommt

Durchleitungssumme

Eine Inkasso Forderung verkaufen bedeutet ganz genau das: Man verkauft eine offene Forderung an einen entsprechenden Factor. Der Factor kauft die entsprechende Forderung natürlich deutlich unter ihrem Nominalwert, damit er in der eigenen, erfolgreichen Realisierungsarbeit schnell schwarze Zahlen schreibt. Forderungen zur Hälfte ihres Nennwertes zu erstehen, ist im Factoring keine Seltenheit.

Factoring ganz konkret

Um an dieser Stelle einmal den luftleeren Raum zu verlassen, hier ein einfaches Fallbeispiel, wie Factoring funktioniert, wenn es darum geht, eine Inkasso Forderung zu verkaufen:

Tischler H. (Gläubiger) hat eine offene Forderungen gegen Familie K. (Schuldner) über rund 1.000 EUR. Diese Forderung verkauft er an einen Factor F. für 50% des Nennwertes, also 500 EUR. Damit hat er einerseits die Hälfte seiner Forderung erhalten und kann bspw. den Materialaufwand für den Auftrag kompensieren, in der Gewinnzone ist er aber nicht. Denn andererseits verzichtet er eben auch auf die Hälfte seiner Forderung.

Der Factor, der nun im Besitz der Forderung ist, tritt anschließend an Fam. K. heran, um die gesamte Forderung geltend zu machen. Zahlt Fam. K. schließlich, hat der Factor rund 500 EUR, nämlich die andere Hälfte des Forderungswertes, Gewinn gemacht. Davon gehen freilich noch die Kosten für die eigene Arbeit ab – trotzdem ein gutes Geschäft für den Factor.

Das Beispiel zeigt, wie Factoring funktioniert und dass schon allein aufgrund des Geschäftsmodells die Durchleitungssummen im Factoring nicht so hoch ausfallen können, wie bei der Zusammenarbeit mit einem Inkasso Büro. Eine Inkasso Forderung verkaufen bedeutet demnach immer einen gewissen Verlust einzukalkulieren und in Kauf zu nehmen.

Transparenz

Ist eine offene Forderung einmal an einen Factor verkauft, hat der Ursprungsgläubiger (derjenige, der die Forderung verkauft) keine Rechte mehr an der Forderung. Entsprechend hat er auch keine Grundlage, um Einblick in den Verlauf des Forderungsmanagements des Factors zu nehmen. Mit anderen Worten: Wie der Factor letztendlich in der Realisierung mit den säumigen Kunden des Ursprungsgläubigers umspringt, entzieht sich komplett dessen Handhabe und er hat auch keine (jedenfalls keine rechtliche) Möglichkeit hier korrigierend einzugreifen.

Statt eine Inkasso Forderung zu verkaufen und damit auch die Kontrolle über die Maßnahmen in der Realisierungsarbeit aus den Händen zu geben, lohnt in solchen Fällen eher die Zusammenarbeit mit einem Inkassounternehmen. Das wird nämlich nur als Dienstleister tätig und hat an der Forderung selbst keine Rechte. Gerade im Sinne der Kundenorientierung funktionieren im klassischen Forderungsmanagement innovative Konzepte, bspw. das Mediativinkasso. Und auch die Rückmeldung von Bearbeitungsfortschritten fällt deutlich transparenter aus – Inkassomandanten haben ständigen Einblick, wie es um ihre Fälle steht!

Der Zeitfactor

Wenn es um die Zeit geht, bis tatsächlich Geld auf dem Konto des Gläubigers ist, haben Factor die Nase eindeutig vorn. Wer seine Inkasso Forderung verkauft, hat das Geld innerhalb weniger Tage auf dem Konto – aber eben nicht alles.

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Im Inkasso dauert es naturgemäß länger, bis Realisierungssummen durchgeleitet werden. Wie lange genau lässt sich nur schwer sagen, da es massiv auf den Einzelfall ankommt. Im Idealfall wurde die Rechnung seitens des Schuldners einfach nur vergessen, und die Zahlung erfolgt wenige Tage nach Eingang der ersten Inkassomahnung. In diesem Fall hätten Gläubiger ihr Geld innerhalb weniger Wochen zurück.

Das andere Extrem ist ein Inkassoverlauf durch sämtliche Instanzen bis hin zur Titulierung einer Forderung und dem kontinuierlichen Bonitätsmonitoring des Schuldners. Dann kann es zugegebenermaßen auch mehrere Jahre dauern, bis eine Forderung tatsächlich realisiert und durchgeleitet werden kann. Es lohnt aber am Ball zu bleiben.

Fazit

Am Ende ist die Entscheidung eine Inkasso Forderung verkaufen zu wollen oder eben nicht eine sehr persönliche, die vor allem von den eigenen Prioritäten abhängt. Geht es darum, schnell zu Geld zu kommen, hat Factoring die Nase vorn, stehen Kundenbeziehung, Transparenz und Durchleitungssumme im Vordergrund ist klassisches Inkasso der richtige Weg.