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Mediativinkasso
06/02/2014

Mediativinkasso …

…stellt einen aktuellen Trend für das effektive Forderungsmanagement kleiner und großer Unternehmen dar. Was genau hinter der mediativen Realisierung von Forderungen steckt, ist bis dato aber häufig noch unscharf und lässt sich nicht konkret greifen. Wir zeigen, was Mediativinkasso wem nützt, wo Fallstricke in der Umsetzung gespannt sind und wie die Volkswirtschaft davon profitiert.

Verschuldung

Am Anfang jedes Inkassofalls steht immer ein mindestens ärgerlicher Zahlungsausfall. Die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit, teilweise den Zahlungsunwillen, gleichen sich dabei häufig. Gerade die junge Generation zwischen 18 und 24 Jahren gerät durch zu hohe Konsumausgaben, mangelnde Eigenverantwortung und ein wachsendes Unverständnis für den Umgang mit Geld in die Schuldenfalle. Unter anderem zu diesem Ergebnis führt die Herbststudie des Bundesverbandes deutscher Inkassounternehmen e.V. (BDIU). Eine Entspannung der Verschuldungssituation ist dabei nicht in Sicht. Knapp ein Drittel der Befragten geht sogar davon aus, dass sich die Zahlungsmoral 2014 insgesamt noch verschlechtern wird.

Im Sinne der Geschäftsbeziehung

Diesem Negativtrend entgegenzuwirken ist eines der Hauptziele von Mediativinkasso. Hier tritt der Inkassodienstleister nämlich nicht als eiserne Hand auf, die Forderungen des Gläubigers mit aller Gewalt beitreibt. Der Inkassodienstleister fungiert vielmehr als Vermittlungsinstanz zwischen den Parteien. Das bringt gleich mehrere Vorteile mit sich. Einerseits fühlen sich Schuldner ernst genommen, weil der Mediativinkassodienstleister Rücksicht auf die individuelle Lebenssituation nimmt. Andererseits sehen Gläubiger ihre Geschäfts- und Forderungsinteressen gewahrt, weil die jeweiligen Inkassomaßnahmen individuell auf sein Wertemodell abgestimmt sind. Mediativinkasso bedeutet demnach tatsächlich eine klassische win-win-Situation. Die offene Forderung wird realisiert und die Geschäftsbeziehung gleichzeitig geschützt.

Trotzdem stellt sich die Frage, wie Inkassounternehmen die Forderungen ihrer Mandanten konkret durchsetzen. Die Voraussetzung dafür ist ein stabiles Vertrauensverhältnis zwischen Gläubiger und Inkassodienstleister. Denn eine funktionsfähige, offene und zielorientiere Kommunikation bildet die Basis im Forderungsmanagement. Insofern sind Mandanten mit unbezahlten Forderungen gegen Privatpersonen oder Unternehmen gut beraten, ihrem Inkassodienstleister alle wichtigen und notwendigen Fakten offenzulegen. Jedes Detail kann eine Rolle im Mediativinkasso spielen. Zudem muss Einigkeit über die Befugnisse des Inkassodienstleisters herrschen. Darf er beispielsweise eine Ratenzahlung mit dem Schuldner vereinbaren? Kommt für den Gläubiger eine Teilzahlung in Frage? Wenn ja, bis zu welcher Höhe? Diese und andere Punkte müssen im Vorhinein des Inkassoprozesses besprochen werden.

Aber lohnt sich der Aufwand auch? Unstreitig ist nämlich, dass die Beauftragung eines Standardinkassofalls im Zweifel schneller zu erledigen wäre. Hier gilt: Qualität vor Quantität. Sind Rahmenbedingungen durchzuführender Inkassofälle im Mediativangebot einmal besprochen und fixiert, können alle ähnlich gelagerten Fälle nach dem vereinbarten Schema übergeben werden. Das spart mittelfristig Zeit und steigert zugleich die Effizienz im Inkasso, weil sich die mediativen Prozesse einspielen.

Für Inkassodienstleister selbst birgt Mediativinkasso die Gefahr, als „zahnloser Tiger“ verstanden zu werden. Ein Bild, das einerseits im krassen Gegensatz zum Negativimage der Vergangenheit steht, andererseits aber über das Ziel der Imagearbeit in der Branche hinausschießt. Deshalb lautet hier die Devise: Bestimmtes Auftreten ohne Einzuschüchtern, mit anderen Worten, Maßhalten. Mediativinkasso funktioniert nur, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommunikativ geschult sind, stets professionell auftreten und die berechtigte Forderung des Mandanten höflich jedoch mit angemessenem Nachdruck durchsetzen.

Alle Maßnahmen des Mediativinkasso sind naturgemäß innerhalb des vorgerichtlichen Mahnverfahrens angesiedelt. Insofern bleiben, nachdem der Schuldner in Verzug geraten ist, maximal vier Wochen Zeit, bis es ins gerichtliche Mahnverfahren geht. Dieser Schritt hängt dabei freilich von den Vorgaben des jeweiligen Inkassomandanten ab. Es ist im Sinne beider Parteien, wenn die offene Forderung realisiert wird, bevor Mahnantrag gestellt werden müsste. Einerseits werden so Zeit und Geld gespart und nicht zuletzt Nerven geschont. Andererseits ist die Aufrechterhaltung der Geschäftsbeziehung deutlich einfacher, wenn noch keine gerichtlichen Inkassomaßnahmen eingeleitet wurden. Dies hat freilich psychologische Hintergründe. So wird die empfundene Autonomie von Gläubigern und Schuldnern gleichermaßen gewahrt. Schuldnern bleibt die Chance, freiwillig, wenn auch nach nachdrücklicher Aufforderung, zu zahlen und Gläubiger entgehen einem möglichen Imageverlust. Unterm Strich profitieren beide Seiten vom professionellen Forderungsmanagement im Mediativinkasso.

Für das Gemeinwohl

Über die positiven Effekte für Geschäftsbeziehungen, das Zahlungsverhalten und die Inkassobrache selbst hinaus hat Mediativinkasso auch das Potenzial, volkswirtschaftlichen Einfluss zu nehmen. Die Überlegung ist dabei, dass stabile Geschäftsbeziehungen profitabler sind als belastete. Davon wiederum profitieren Unternehmen, die wachsen und Arbeitsplätze schaffen. Dadurch steigen Kaufkraft und Konsum, was positive Auswirkungen auf die Lebensumstände aller hat, weil mehr Mittel für die öffentliche Hand zur Verfügung stehen. Der so generierte Mehrwert liegt dann im sinnvollen Einsatz und der verantwortungsvollen Verwaltung der öffentlichen Gelder. Fließen diese nämlich als soziales Innovativinvestment zurück an die Stellen, wo sie einen echten Zukunftsnutzen haben, ist der Profit der Wertegenese ein gemeinzugänglicher. Steigt also das Verständnis für die Notwendigkeit einer stabilen Zahlungsmoral bzw. einer vernunftbasierten Durchsetzung offener Forderungen, kann dies eine Stärkung der Demokratie bedeuten.

Fazit

Mediativinkasso markiert noch keine Trendwende für das Zahlungsverhalten im Allgemeinen. Es bereitet aber den Grund für ein Forderungsmanagement und einen Umgang mit Schuldnern, bei dem Menschen und nicht Zahlen im Vordergrund stehen. Ob es damit eine notwendige Sozialfunktion erfüllt, bleibt abzuwarten, jedenfalls gibt der Erfolg der Ambition Recht.