Inkasso: Internet als Gamechanger
Das Internet hat erheblichen Einfluss auf nahezu jeden Lebensbereich. Und auch im Inkasso ist das Internet ein echter Gamechanger. Das gilt einerseits im Hinblick auf die Art der Inkassofälle, mit denen Dienstleister im Forderungsmanagement zu tun haben, das gilt aber auch für die ganz konkrete Arbeit an Inkassofällen. In diesem Blogbeitrag zeigen wir, wie sich Inkasso internetbedingt verändert hat.
Die Aufgabe eines Inkassodienstleisters ist zwar dieselbe geblieben – es geht nach wie vor darum, offene Posten beizutreiben und Zahlungen durchzuleiten – das Arbeitsumfeld hat sich aber erheblich gewandelt, und der Grund dafür ist das Internet. Inkasso Service bedeutet heute, dass jederzeit Fälle übergeben werden können, und die Fallbearbeitung sofort startet. Inkasso 24/7 sozusagen. Um den Wandel, der sich im Forderungsmanagement in den vergangenen 15 Jahren vollzogen hat, nachzuvollziehen, lohnt ein Blick in die Vergangenheit.
Vor dem Web
Jahrzehntelang bedeutete die Zusammenarbeit mit einem Inkassodienstleister mühevolle Handarbeit. Entweder, indem Briefe geschrieben oder getippt wurden, in denen man das Inkasso Büro beauftragte und zum Forderungseinzug ermächtigte, oder indem Rechnungen und Belege, Vollmachten und Ermächtigungen, Auftragsdetails und Sachstände hin und her gefaxt wurden. Kleinigkeiten wurden in langen Telefongesprächen eruiert und natürlich wurde für jede Neuentwicklung in einer Forderungsangelegenheit eine Aktennotiz, ein entsprechender Aktenverweis und eine interne und externe Mitteilung via Memo und Brief angelegt. Alles selbstverständlich handschriftlich bzw. als Fax, Telex oder Brief. Kurz: Inkasso war ein furchtbarer Papierkrieg, und mancher Gläubiger überlegte es sich zweimal, ob der Aufwand die Sache überhaupt wert war.
Zudem waren auch die Forderungsangelegenheiten völlig andere. Onlinebestellungen, widersprochene (geplatze) Lastschriften, nicht gedeckte Lastschriftkonten usw. gab es zwar schon, aber nur vereinzelt. Das Gros der offenen Forderungen ergab sich aus schlicht unbezahlten Rechnungen, die Kunden entweder vergessen hatten oder eben bewusst nicht beglichen. Die Fallstricke und Neuerungen im elektronischen Zahlungsverkehr jedenfalls spielten praktisch keine Rolle. Es war eben buchstäblich eine andere Zeit, nämlich die vordigitale.
Chancen nutzen
Ende des vergangenen Jahrtausends wurde das Internet zusehends zum Massenmedium und für den Einzelhandel aber auch Dienstleistungsunternehmen zum relevanten Vertriebs- und Absatzweg. Das galt umso mehr im Inkasso. Internet und New Economy machten es zu Beginn der digitalen Revolution schließlich sehr einfach, Rechnungen nicht zu bezahlen. Und wenn Onlinehändler auf Vorkasse bestanden, hatten sie vergleichsweise geringe Aussichten auf Erfolg, denn das Misstrauen gegen das neue Medium saß tief: Niemand wollte echtes Geld in den digitalen Schlund werfen. Wer weiß, wo das landet, und ob ich dann auch tatsächlich meine Ware bekomme …
Das junge e-Commerce sah sich mit einer handfesten Patsituation konfrontiert: Die Kunden wollten erst zahlen, wenn sie die Ware tatsächlich in Händen hielten, und Händler wollten erst liefern, wenn sie den Zahlungseinfang verbuchen konnten. Nach und nach löste sich dieses Misstrauen aber glücklicherweise auf, und der Onlineeinkauf wurde zur Selbstverständlichkeit.
Parallel wandelten sich auch die Bezahlmöglichkeiten, und Vorkasse, Nachnahme, Lastschrifteinzug, Kreditkarte, PayPal und Wallet wurden Gang und Gäbe. Diesen Wandel spürten auch Inkassodienstleister, denn inzwischen kam ein guter Teil der übergebenen Forderungsangelegenheiten aus unbezahlten Rechnungen aus dem Onlinebereich.
Unverzichtbar
Aus der heutigen Inkassolandschaft ist das Internet nicht mehr wegzudenken: Fälle werden Online übergeben, Fortschrittsrückmeldungen digital zurückgeschickt, Dokumente als Scan upgeloaded. Das alles funktioniert mittlerweile auch mobil über entsprechende Inkasso APPs oder sogar vollautomatisiert aus Buchhaltungs-, OPOS, oder ERP-Systemen. Das alles macht das Forderungsmanagement und die Zusammenarbeit deutlich einfacher. Die Folge: Ein effizientes Inkasso. Internet, digitaler Datenaustausch und ständige Verfügbarkeit führen dazu, dass Inkasso und Forderungsmanagement so zielgerichtet sind wie noch nie. Und das gilt auch in Sachen Schuldnerkommunikation.
Denn auch die nach vorn gerichtete Arbeit im Forderungsmanagement, die Arbeit an Fällen, die Arbeit mit Schuldnern und Schuldnervertretern, kurz die professionelle Inkassokommunikation ist ohne Glasfaserleitungen nicht mehr denkbar. Zwar ist Inkasso von der rechtsverbindlichen, digitalen Mahnung aktuell noch entfernt, aber entsprechende Initiativen, beispielsweise im E-Invoicing, sind auf dem Weg, die nächste Stufe der digitalen Revolution im Big Data Management einzuleiten. Welche Chancen Inkasso das Internet 5.0 bringt, wird die Zukunft zeigen.
Fazit
Inkasso im Internet ist heute so selbstverständlich wie es nur sein kann. Die Effizienz im Forderungsmanagement war nie höher und wird sich künftig noch weiter verbessern, nämlich dann, wenn Big Data in alle Lebensbereiche Einzug hält.